Wie immer an dieser Stelle, wollen wir Sie, liebe Narren ohne Maske und Häs, auf unsere kommenden Narreteien, landauf - landab, im Vorfeld informieren. Einen ersten interessanten Narrensprung finden Sie nachstehend.
Steckbrief zum Großen Narrensprung - 60 Jahre "Klein-Berlin", Melchingen, Sonntag, 10. Januar 2010, Beginn 13.31 Uhr (181)
Fährt man den Albtrauf hoch, die Straßen kurvig, ist man froh, die letzte Kurve zu erblicken und es wieder eben wird. Und dann öffnet es sich, das weite Tal der Hochebene, und vor sich liegt schon bald zu sehen: Das Dorf Melchingen. Auf einer Höhe von rund 730 m kann es dort schon einen Kittel
kälter sein. Melchingen ist ein Ortsteil von Burladingen, man kennt sich noch, hat so um 980 Einwohner. Bekannt ist das Regionaltheater "Lindenhof" und der jährliche "Töpfer- und Kunsthandwerkermarkt".
Was sie aber auch noch haben, ist eine beständige Fastnacht, wer hätte es vermutet, sie feiern sich selbst, 60 Jahre Narhalla Klein Berlin. Zwar besteht der Verein erst seit 1950, aber Fastnacht hat es laut alten Überlieferungen schon immer gegeben, hat ihren eigenen besonderen Flair. Sie ist eine Mischung aus rheinischem Karneval, der hiesigen schwäbisch-alemannischen
Fasnet und eigenen lange gewachsenen Traditionen. Zu ihrem Namen "Narhalla Klein-Berlin" wird folgende Geschichte erzählt.
Als Melchingen, als Hohenzollerndorf den Preußen zugeordnet war, wurden junge Männer zur preußischen Armee eingezogen, z.B. nach Berlin oder Aachen. Einer von ihnen, in Berlin stationiert, kam regelmäßig nach Hause, eigens zur Fastnacht nach Melchingen. Er soll wohl recht klein gewesen sein, woraus der Spruch entstanden ist: "Gehen wir zum Klein-Berliner auf die Fasnet". Von dem Klein-Berliner bis Klein Berlin ist es dann nur noch ein kleiner Schritt gewesen. Zum Melchinger Fastnachtsnamen ist noch anzumerken: Die Hauptstraße in Melchingen ist mit Lindenbäumen umsäumt, - so wie die Prachtstraße in "Groß-Berlin" auch "unter den Linden" genannt wird. Mit etwas Fantasie wird man sich daher in Melchingen eine Brücke bauen können und Großstadt-Flair erleben, wir Narren können das.
Zur Fastnacht in Melchingen ist zu berichten, dass sie zwei Narren in Häs und Maske, Prinzengarden verschiedener Altersgruppen, einen Elferrat im feinen Zwirn haben und trinkfest nennt sich eine herzhafte Lumpenkapelle. Von den Maskegruppen sei zuerst die Hexengruppe Melchinger Hexen erwähnt. Hier ist unter der unendlichen Masse von Fastnachtshexen mal ein Ursprung rkennbar. Um 1597 herum verlor ein Wirtsehepaar nacheinander seine Kinder, zuletzt auch den Vater. Der Schmerz der Mutter führte schließlich später zu deren Verwirrtheit, das Dorfgeschwätz nahm zu. So nahm das Unglück seinen Lauf, ihr wurde Hexerei nachgesagt. Also kam sie vor Gericht, wurde angeschuldigt, sollte geständig sein, wurde gefoltert und schließlich verbrannt.
Schließlich noch nicht genug der Narretei, ein zweiter Narr, der Klein-Berliner Bär ward geboren. Es war auch gar nicht schwer, für ihn einen Namen zu finden. Pate stand hier das Wappentier von Berlin. Eine, im Gegensatz zu ihren Hexen, etwas ruhigere Gruppe, auch Kinder sind dabei, haben eine
Kette zur Bändigung ihres bärigen Charakters.
Weil mit unseren Narrenfreunden in Melchingen eine schöne gewachsene Freundschaft besteht, in den Jahren 1992/1994 und in 2004 waren wir bei ihnen und sind jetzt bei ihrem 60-jährigen Jubiläum wieder gern dabei. Den Auftakt bildete schon ein Nachtumzug am vergangenen Freitag, 08. Januar, sind dort bereits auch mitgesprungen.
Liebe interessierte Narrenfreunde, soviel zum Auftakt zur Fastnacht 2010. Wir, die erste Narrenzunft in Unterhausen, haben uns in Melchingen schon warmlaufen können. Am kommenden Sonntag sind wir dann in Melchingen im Umzug zu sehen. Halten Sie bitte die Narrenrufe parat, auf einen falschen Narrenruf vom Straßen rand bekommen all wir Narren "Zähneknirschen".
Übrigens für Melchingen gilt: Narri - Narro.
Haben Sie eine schöne Fastnacht 2010!
HD Kanzellar
Narrenweisheit
Die Narren sind ja sehr verschieden und allen recht tun ist
sehr schwer. Denn was den einen stellt zufrieden, darüber
zürnt der andere sehr. Genieße froh was dir beschieden, ent-
behre gern was du nicht hast. Ein jeder Narr hat seinen Frie-
den, ein jeder Narr hat seine Last.