Bläddle 02.02.2011 Narrenausrüstung

Fastnachtsglöckchen von der Narrenkappe bis zum Schuhwerk, so die Narrenausrüstung in Silber, Messing, Kupfer bis hin zu brüniert. ( 201 )

Geschellnarren, so werden sie genannt, die vielen fastnächtlichen Maskenfiguren, nur so lässt sich die Gestalt eines Narren erklären. Schon immer wurden die Tage vor der Fastenzeit zum Anlass genommen, Lebensfreude mittels Lärminstrumenten, Ausdruck zu verleihen. Geht man zu einem Narrensprung, sieht so ein Geschellnarr oft verschieden aus. Je nach Zunft werden die Schellen über den Schultern, an Ledergurten, oder direkt am Häs getragen. Aber auch „um den ganzen Ranzen rum“, sage Leib, erklingen Glöckchen, Rollen, oder eben aber Schellen. In unserer Schwäbisch Alemannischen Fastnacht werden sie sprachlich nur noch vereinzelt unterschieden, dennoch gibt es wie im Leben, „den kleinen Unterschied“.

Vereinfacht sei gesagt, dass man unter Rollen, runde Hohlkugeln mit Löchern und Schallschlitzen versteht. Im Inneren befindet sich ein geschmiedetes Kugellagerkügelchen, das dann der dünnwandigen Hohlkugel einen hervorragenden Klang gibt. Zur Verschönerung gehen dann die Rollen, aus Eisenblech, in einen galvanischen Betrieb und werden verkupfert, oder vernickelt – und sind fertig. Einst wurden die Blechrollen in vielen kleinen Sensen- und Sichelschmieden aus ausrangierten Werkzeugteilen getrieben oder gedengelt. Beim „Treiben“ mussten zwei runde Metallstücke, langsam zu Halbschalen gehämmert werden. Diese äußerst mühevolle Arbeit wäre heutzutage mit enorm hohen Kosten verbunden. Heute wird „kaltgeschmiedet“, das „Dengeln“ oder „Drücken“ wird in großen Serien mit ausgeklügelter Technik, günstigst hergestellt. Hier bei einer Betriebsbesichtigung mal so eine Rollergeburt zu erleben ist fast nicht möglich, alle Hersteller halten sich sehr bedeckt.

Bei „Licht besehen“, sprechen viele Narren von Ihrem „Geschell“, abgeleitet von „Schellen“. Hier sind wir Krautscheißer und Kochhafen, streng genommen auch auf dem „Holzweg“, haben wir doch Rollen an unserem Häs. Holzweg hin – Holzweg her, sie sollen schellen, unsere Gurte, über Kreuz auf den Schultern getragen, in Einser – Zweier- oder Dreierreihen. Bekannt sind auch gegossene Rollen aus Bronze. Hier ist die Herstellung umfangreicher, ist in Gießereibetrieben zu finden. Die gegossenen Rollen sind um Einiges schwerer, daher auch teurer, haben aber eine schöneren Klang, zu hören an den Villinger „Elitenarren“.

Eine weitere Art sich als Narr bemerkbar zu machen, sind Schellen, sprich Glocken. Auch sie werden in Gießereien hergestellt und anschließend matt oder glänzend „verfeinert“ Im Inneren ist ein Klöppel angebracht, der beim Springen den feinen Schellenklang erzeugt. Weil so eine gegossene Schelle von Natur aus schwerer ist, aus edlerem Metall besteht, ist sie auch nicht ganz billig. Es gibt Schellnarren, z.B. in Wilflingen, die in Vierer- oder Fünferreihen ihre Schellenriemen auf der Hüfte tragen. Das verleiht dem Narr ein eindrucksvolles Bild mit einem gewaltigen Klangerlebnis. Die etwas günstigere Variante sind die kleinen Glöckchen aus Blech hergestellt. Doch egal, wie klein oder groß, wie teuer oder günstig die Schellen letztlich sind: Ihr Klang bedeutet für eingefleischte Narren mehr als die schönste Melodie.

Am kommenden Sonntag, 06.02.2011 findet in Ulm ein größerer Narrensprung statt, wir berichten noch. Was uns Krautscheißer beflügelt teilzunehmen, ist der Reiz, der schönen Ulmer Altstadt, die Kulisse, ein Pendant zu Umzügen im heimischen ländlichen Raum. Knöcheltief im „Sumpf“, im überfülltem Bierzelt auf der Alb zu stehen, das haben wir hinter uns, es kann nur noch besser werden. Unseren Narrenfreunden raten wir daher immer zu festem Schuhwerk, Turnschuhe und Fastnacht ist höchstens nur im Saal zu empfehlen. Haben Sie, liebe geneigte närrisch Interessierte, eine schöne Fastnacht, sage Fasnet.

HD
Kanzellar.

Narrenweisheit
Nicht an Güter hänge dein Herz,
die das Leben vergänglich zieren.
Wer im Glück ist, lerne den Schmerz,
wer im Schmerz ist, lerne das Verlieren.