Bläddle 19.02.2010 Narrentraffen

Narrentreffen, sich beim Treffen übertreffen, noch schöner, noch länger, hier finden die „Neuen“ Anschluss.  ( 206 )

Noch gar nicht so alt und schon beginnt sie „auszuufern“, die Fastnacht in unserem Südwesten. Man schrieb das Jahr 1928, als in Freiburg das erste Narrentreffen veranstaltet wurde, frühere waren Karnevalstreffen. Das hielt dann so an, bis 1933 die „Braunen“ das Sagen hatten, sie machten aus Treffen Propagandaumzüge. Zaghaft ging es nach Kriegsende dann wieder weiter. Anfangs mussten Treffen und Umzüge hier im Südwesten, von den Französischen Besatzern, genehmigt werden. Sie „plätscherten“ so dahin, die Treffen, bis es den Narren zu eng wurde. So um 1980 begann die Narren - Neuzeit, Narrenzünfte schossen zuhauf aus dem Boden.

Lieber raus, als zu Haus, war die Devise, denn gemeinsam auswärts feiern, schafft neue Kontakte, neue Freundschaften, verbindet. Über den „Tellerrand“ schauen ist angesagt. Den Blick auf andere Zünfte, auf andere Gewohnheiten, auf Narren, die gerade die Fastnacht neu erfunden haben wollen. Nicht schlecht, denn im eigenen „Haufen“ könnte man schon „betriebsblind“ geworden sein, kommt sich, gemäß dem Brauchtum, schön vor. Hier ist dann der Anschluss an bestehende Narrenringe von Vorteil. Hier zeigen Narrentreffen den Neu – Erfindern, den richtigen Weg zur Schwäbisch Alemannischen Fastnacht, weg von irgendwelchen Kitsch - Narren.

Man kann also zu den Narrentreffen stehen, wie man will, sie haben ihre Funktion in der Fastnacht. Sie sind seit dem Beginn des 21.Jahrhundert nicht mehr zu übersehen, nicht mehr zu unterschätzen, sind Bestandteil geworden. Ohne Narrentreffen, wären vor allem die jüngeren Zünfte, ziemlich einsam. Für sie ist es ein bequemer Einstieg, weil durch Auswärtsauftritte, sie sich dann erweitern, Zulauf bekommen, sie sind dann wer und können auf Einladungen hoffen. Also führen immer mehr Narrenzünfte zu mehr und größeren Narrentreffen. Dort werden wieder Einladungen getroffen, Verpflichtungen stehen an und man treibt sich von einem Treffen zum Nächsten. Das führt dann dazu, dass z.B. wir Krautscheißerzunft, eine Flut von Einladungen erhalten, zur Fastnacht 2011 waren es gut und gerne128 . So ist es dann möglich, dass es in einer langen Fasnacht, zur Teilnahme an bis zu 22 Auswärtsveranstaltungen kommt.

Wenn dann ab dem Schmotzigen die eigentliche Fastnacht beginnt, „die Musik“ endlich im eigenen Narrenflecken spielt, da liegen  sie schon ziemlich flach, die Narren, die Kapellen, sind schon ausgepowert. Hier kann nun die Frage nach dem Sinn solcher Zusammenkünfte gestellt werden. Eigentlich bleibt vieles auf der Strecke und das ist so. Mit dem Bus eine Stunde vor Umzugsbeginn angekommen, aufsuchen der Umzugsnummer und auf den Start geduldig warten, warten,......  Nach dem Umzug noch durch den Narrenflecken laufen, versuchen in eine überfüllte Halle oder Zelt zu kommen, um „mitzufeiern“. Schließlich ist dann wieder Abfahrtzeit nach Hause, waren bei einem tollen Narrentreffen.

Weil nun viele Veranstalter endlos Einladungen verschickt haben, kommt es dann zu Mammutumzügen, Aufmärschen von Narren und Musiken, oft schon über 150 Gruppen. Erfahrene Umzugsbesucher wissen, dass solch ein Narrensprung zwischen vier bis fünf Stunden dauern kann. Bei Minustemperaturen wandern da viele vor Umzugsende schon ab, versuchen irgendwo unterzukommen., gehen heimwärts. Den letzten Narrengruppen fehlen dann schon reichlich Zuschauer, kommen „hängend“ daher, ihr Narrenruf lohnt fast nicht mehr

Fassen wir zusammen, dem Narr, der zum Narrentreffen angetreten ist, bleibt eigentlich kaum Zeit, den besuchten Ort, und seine Fastnacht zu erleben.

Wer andere Menschen, und deren Fastnacht kennen lernen will, der sollte sich Zeit nehmen, sollte vor Ort verweilen. Aber da gibt es ja noch den Narrenfahrplan, der uns sagt, es geht weiter. Die Saalveranstaltungen, Brauchtumsabende usw. sind schließlich auch noch zu erleben. Hier sitzen zwar die Gruppen auch schön separat, bleiben meistens unter sich, aber es kommen bei guter Stimmung nette Kontakte zustande. Die Devise, wie viel leichter ist es doch, sich an einem auswärts durchorganisierten Umzug zu beteiligen, als im eigenen Flecken eine Fastnacht zu veranstalten, wird sich halten, es ist bequemer.

Rückbesinnung wird irgendwann die Parole sein, sich besinnen auf den ursprünglichen Sinn der Fasnacht. Wenn nicht mehr Masse statt Klasse das Ziel sein wird, dann gehen Narren zu Narrentreffen, um auch Narren zu treffen, den Besucher sehen wir durch unsere Maske nur flüchtig. Lieber interessierte Leser, das war aus dem „Narren-Nähkästchen“ geplaudert - so ein Narr. Sie wird ihren Weg machen, unsere Schwäbisch Alemannische Fastnacht. Gehen Sie hin, machen Sie mit, es ist Fasnet, als Besucher werden Sie bestimmt Narren treffen, versprochen ist versprochen.

HD

Kanzellar. (Narren – Transithausen)

Narrenweisheit

Ein Reis vom Narrenbaum trägt jeder an sich bei.

Der eine deckt es zu, der and´re trägt es frei