Fasnet in Unterhausen

 

 

Unsere Krautscheißer - Fasnet
Wenn´s Neujahr vorbei und der Lenz nicht mehr weit,
Da kommt auch in den Lichtensteiner seine närrische Zeit
Da juckts ihn, da druckts ihn, da lupfts ihn empor
Im Blut fließt die Narretei, gern ist er jetzt Thor

Also ist es Dreikönig, der 6.Januar, das Ende der alten Fastenzeit, die ja ursprünglich am 11. November des Vorjahres begann. Wer aktiver Narr ist, holt seine Narrenutensilien, seine Maske, Häs und Geschell aus dem Tiefschlaf hervor. Spätestens jetzt, wenn er sein närrisches Konterfei wieder sieht, ist Lüften, Reinigen, Polieren angesagt. Wir nennen es Häsentstaubung, ein Ritual mit Programm, im schönen Lichtensteiner Narrenflecken. Die Fastnacht ist eröffnet, ruft Zunftmeister / Zunftmeisterin ins große Rund. Begleitet wird die Häsentstaubung mit interessierten närrischen Besuchern, weiteren örtlichen befreundeten Narrengruppen, mit eigener Schalmeienkapelle und sonstigen lustigen Musiken. Alle eigenen aktiven Narren, also der grüne Krautscheißer und als Weißnarr, der Kochhafen, erhalten ihren Laufbändel, den Narrenfahrplan, Fahrkarten für Auswärtsumzüge -  sind auf die kommende Fastnacht bestens eingeschworen.

Bereits im späten Mittelalter feierte man in den Tagen vor Beginn der Fastenzeit Fastnacht, die Nacht, vor Beginn des Fastens. Die Erkenntnis, das Fastnacht  mit Winteraustreibung nichts zu tun hat, war lange Zeit für uns Narren "Erklärungssache", hat nun der letzte Unterhausener Bürger auch erfahren. Die Wurzeln sind vielmehr im christlichen Jahresablauf zu finden, ist in unserer mehrheitlich protestantisch geprägten Region nun auch fast publik geworden.

Entstanden ist der neugierige Blick auf die Schwäbisch Alemannische Fastnacht durch den Musikverein Unterhausen (MVU) , Ausrichter einer gehobenen Saal - Ortsfastnacht, mit längerer zurückblickender Tradition. Man schrieb das Narrenjahr 1985, es war der 19. Februar. Der MVU war mit all seinen Gruppen, Umzugsteilnehmer im Albstädtchen Hayingen, eine der Hochburgen Schwäbisch Alemannischer Fastnacht. Das nun führte zur Inspiration, in Unterhausen auch eine Narrengruppe mit Maske und Häs aufzunehmen. Heimatkundlich war zu erfahren, dass die Unterhausener Bürger auch einen Neck - Spottnamen haben, sie werden als Krautscheißer gehänselt. Hier war nun der Weg zum Narr nicht mehr weit. Eine anfängliche Dreier - Gruppe schuf in einigen Entwicklungsstufen das erste Narrenkleid, sage Häs, mit Maske. Die Überraschung war groß, als dann das Ur – Häs, an der MVU – Prunksitzung 1986, der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Was dann folgte, war Begeisterung und Interesse, Weiterentwicklung des Plätzlehäs und der Maske. Die Maske des heutigen, freundlichen, überall gern gesehenen Krautscheißer - Narr, fertigte ein Holzbildhauer aus Oberschwaben.

Schon gleich im Narrenjahr 1988 war eine kleine ansehnliche Narrengruppe (MVU), an ihrem ersten Umzug auf den Gassen, auf dem Weg mit Niveau, zur traditionellen Schwäbisch Alemannischen Fastnacht. Diese eingeschlagene Richtung führte dann 1991 zu einer eigenen Vereinsgründung. Aus dem bisherigen Obernarr - auch Gründungsmitglied - wurde Gerd Göbel als erster Zunftmeister gewählt.Der Weg zur überregionalen Fastnacht war geöffnet, das Narrenjahr von Dreikönig bis Fastnacht-Dienstag hatte seinen festen Ritus. Nach vorangegangener erfolgreicher Probezeit ab 1990 als Gastzunft, wurde die Zunft unter dem Namen Narrenzunft Krautscheißer Unterhausen 1988 e.V. ,1994 als ordentliches Vollmitglied, als Ringzunft, in die Vereinigung Freier Oberschwäbischer Narrenzünfte, aufgenommen. Es war ein wiederum markanter Meilenstein, eine Bestätigung, den einzig richtigen Weg der Schwäbisch Alemannischen Fastnacht, sage Fasnet, von Beginn an, eingeschlagen zu haben. Zur Unterstützung der mehr und mehr gewordenen Aktivitäten und Arbeitseinsätze, wurde 1998 der Förderverein der Narrenzunft Krautscheißer Unterhasen 1988 e. V. , ins Leben gerufen. Seine Aktivitäten beginnen bereits an der alljährlichen Lichtensteiner Christbaumsammelaktion.

Zum Krautscheißer - Narr hat sich dann im Verlauf, im Jahre 1992, ein zweiter Narr, die Kochhafen - Gruppe, gesellt. Hier spricht man von einem Weißnarren, ein farbenfroh handbemaltes Häs auf weißem Leinen, die Motive sind seine Legende. Auch eine närrisch geprägte Musik musste her. In Anlehnung an das schwäbische Oberland, wurde 1993 eine eigene Schalmeienkapelle gegründet. Als Begleiter der Narren ist sie an Umzügen und Saalveranstaltungen nicht mehr wegzudenken, ist Garant für Stimmung pur.

Und so beginnt für die Narrenzunft Krautscheißer mit der Häsentstaubung am 06.Januar das neue Narrenjahr. Der Zunftrat trifft im Vorfeld die Auswahl von eingegangenen Einladungen. Der Narrenfahrplan ist für alle Mitglieder bis Aschermittwoch ihr Handbuch. Festpunkte sind darin am sog. Schmotzige ( Donnerstag ), Rathausstürmung, Absetzung des Schultes, Übergabe Rathausschlüssel an die Narren. Mit Narrentreiben im Ort, Besuche in Geschäften, Firmen und Seniorenheimen, geht die Fastnacht schon ihrer hohen Zeit entgegen. Aber auch an vielen vorangegangenen Auswärtsbesuchen, sprich in Sälen oder Narrensprüngen, hatten die Krautscheißer das Publikum auf ihrer Seite, allein ihr Name ist schon ein Lacher. Am folgenden rußigen Freitag haben sich die Kinder in den Schulen kostümiert und freuen sich auf den Besuch der Narren. Sie sind mit viel Freude, bis nach der Fastnacht, von der Schule befreit - Schülerbefreiung. "Aus dem Häuschen" sind auch die Kinder in den Kindergärten, die kleinen Prinzessinnen und Seeräuber warten auf den närrischen Besuch.

Höhepunkte sind besondere Narrernsprünge. Da ist einmal die jährlich wiederkehrende Ausrichtung des Ringtreffens unserer Vereinigung. Da sind aber auch Freundschaftstreffen im eigenen Narrenflecken mit Narrenbaum und Straßendekoration. Und der Brauchtumsabend in der Lichtensteinhalle. Schließlich, am Fastnachts - Dienstag, dem traurigen Ende der Narretei, geht man nicht mehr "weit über Land". Es steht am frühen Abend die sog. Fastnachtsverbrennung im eigenen Narrenflecken an. Hier trifft sich dann vor der Lichtensteinhalle alles, was so Fastnacht macht, bzw. hatte. Es sind örtliche Kleingruppen und Musiken, die unter der Leitung von Zunftmeister / Zunftmeisterin, mit der kompletten ersten Lichtensteiner Narrenzunft, eine Strohpuppe unter Ach und Weh, abbrennen lassen.

Mit gedämpfter Stimmung liegen sich abschließend die Narren in den Armen, die Masken sind abgenommen, das letzte Narrenglöckchen ist verstummt. Nach einem kleinen "Abtrunk", gehen dann spätestens um Mitternacht in den Gaststätten die Lichter aus. Der Narr ist allein mit seinem Los, geht nach Hause und weiß, es gibt ja wieder eine neue Fastnacht., getreu der Losung: s´goht dr gega - es geht dagegen.

Dann hören wir wieder unseren Narrenruf Krautscheißer, versprochen ist versprochen.

 

Der Unterhausener Narrenruf:

"Kraut – Scheißer"