Fastnachtende, Aschermittwoch, Fastenanfang, Passionszeit, nicht nur für Narren 

Aus und vorbei, am Fastnachtdienstag wird am Abend abgelegt, die Narrenschellen verklingen, der Gang zum Geldautomat wird länger überlegt. Auto voll tanken muss jetzt auch nicht unbedingt sein. Kurzum, der Aschermittwoch steht vor der Tür, die Fastnacht fällt in ein tiefes Loch.
Ob man im Internet, in einschlägiger Literatur, oder ob man ein praktizierender Christ ist, der Aschermittwoch hat seinen Platz im kirchlichen Kalender, so überall zu lesen. Es beginnt eine andere, eine besinnliche Zeit bis Ostern, die 40-tägige Fastenzeit. Sie dauert bis Karsamstag, umfasst also 46 Kalendertage. Die 6 Sonntage sind vom Fasten ausgenommen, da Christen an jedem Sonntag, also auch in der Fastenzeit, die Auferstehung Christi feiern. Es bleiben 40 Fastentage. Kommen wir noch mal zum Aschermittwoch. Asche ist das Symbol der Vergänglichkeit, der Buße der Reue, ja Asche wurde früher sogar als Putzmittel verwendet. Sie ist aber auch Symbol für die Reinigung der Seele. Gewonnen wird die Asche aus den verbrannten Palmen – oder Buchsbaumzweigen, die am vorjährigen Palmsonntag gesegnet wurden. Mit dem Aschekreuz, dass sich die Christen im Gottesdienst auf die Stirn zeichnen lassen, bekunden sie die Bereitschaft zur Umkehr und zu einem Neubeginn. Sich fastend einschränken, beim Essen und Trinken, wie auch beim Konsum von Genussmitteln und möglicherweise anderen Genüssen. Sie könnten vielleicht schon alltäglich geworden sein, aber eine Grundvoraussetzung zur Gesundung von Leib und Seele sind sie allemal. Wird die Fastenzeit richtig genutzt, also richtig gelebt, kann sich einiges im Leben ändern.

Die Zeit vor Ostern will helfen, den oft getrübten Blick wieder klarer werden zu lassen, das Wesentliche zu erkennen.

Alle Religionen kennen Fastenzeiten. Am bekanntesten ist der Fastenmonat Ramadan im Islam. Im Mittelalter waren die Fastenbräuche sehr streng. Man durfte nur drei Bissen Brot und drei Schluck Bier oder Wasser zu sich nehmen. Heute sollen Christen ab Aschermittwoch traditionell 40 Tage weder Alkohol noch Fleisch konsumieren. Eine Alternative ist jedoch der Fisch, da er nicht blutet. Der Hering ebenfalls als Fastenspeise, ist dafür bekannt, dass er den Körper nach dem oft ausschweifenden Genuss in der Fasnet entschlackt. Da es aber wie immer keine Regel ohne Ausnahme gibt, darf am Aschermittwoch noch Schnaps und Bier getrunken werden. Die Begründung ist, dass der Bierdurst noch für gutes Gedeihen der Gerste sorgen soll. Beim Schnapsgenuss sagt man, dass dadurch die Mücken vertrieben werden.

Somit, lieber fastnächtlich interessierte Leser, liebe Narren, liebe Anbauer von Gerste, liebe Schnapserzeuger, somit sind wir wieder mancher Entschuldigung, die fastendabweichend ist, näher gekommen. Mag jeder für sich entscheiden, welchen Wirtschaftszweig er unterstützen möchte. Mücken zu ertragen ist ja auch nicht gerade toll.

Eine besondere beliebte „Speise“ zur Fastenzeit ist die Fastenbrezel. Heute noch ist sie hauptsächlich in der Stadt Biberach und Umgebung bekannt, immer noch populär. Eine sehr dünne, eine fast blasse Brezel, man könnte meinen, sie ist noch gar nicht gebacken. Die Legende darüber berichtet, dass ein Bäcker, wie immer Laugenbrezeln backen wollte. Er überwachte den Backofen, wellte den Teig aus und formte mit gekonntem Schwung die Brezeln auf das Backblech. Vergessen hatte man aber, die Lauge anzusetzen. Sie wurde früher aus Buchenholzasche, Haberstroh und Zwiebelschalen, sowie geheimen Zutaten hergestellt. Dieses Gebräu musste einige Tage ziehen, um es dann auf die Brezel zu bestreichen. Wie schon früher, war es der Lehrling der alles vergessen hatte, der Sündenbock - die Lauge war nicht angesetzt. Weil nun nicht mehr viel zu retten war, rief der Meister dem Lehrling zu: „Dann koch sie halt im Wasser“! Der Lehrling, als Sündenbock, warf wie befohlen, die Brezeln in kochendes Wasser und freute sich, dass sie nach kurzer Zeit wieder oben schwammen. Er nahm sie zum Trocknen heraus und schob sie für kurze Zeit in den Backofen. Bleich blieben sie dennoch, so war die Biberacher Fastenbrezel geboren, noch heute in den Bäckereien dort erhältlich .Über die neuere, moderne Herstellungsart herrscht Schweigen, das ehrbare Bäckerhandwerk rechnet mit unserem Vertrauen beim Verzehr.

Wir Narren verabschieden uns von der Fastnacht 2010, von vielen schönen Erlebnissen. Ihnen, liebe Narren, Freunde der Fastnacht, oder einfach nur interessierter Leser der Krautscheißer – Narretei, sagen wir herzlichen Dank für freundliche Blickkontakte am Umzugswege, für ihren Narrenruf. Bleiben Sie gesund, munter und guter Dinge.

HD
Kanzellar

Narrenweisheit

Ascher- Aschermittwoch
Eine Brezel gib mir doch
Tust Du mir ’ne Brezel geben
Wünsch ich Dir ein langes Leben.